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Vor einiger Zeit wurden Vereinskollege Johannes Kopton und ich für den Vegconomist  interviewt. Dabei ging es darum, was uns zur Gründung des Vereins Öko-Progressives Netzwerk e. V. bewogen hat und was sich hinter dem Begriff öko-progressiv eigentlich verbirgt. Das Interview ist frei zugänglich und ihr findet es hier.

Die Sache mit der Natürlichkeit

Vieles von dem, was wir im Gegensatz zu öko-progressiv als öko-reaktionär bezeichnen, gründet aus unserer Sicht in einem idealisierten und häufig romantisierten Verständnis von Natürlichkeit. Johannes erklärt im Interview, wie der Begriff „natürlich“ in der Vergangenheit für ganz unterschiedliche, mitunter auch problematische Zwecke verwendet wurde. Außerdem zeigt er auf, wie dieses Naturverständnis die Umwelt- und Ökobewegung von Beginn an stark geprägt hat und es in Teilen bis heute tut (im allerersten Blogartikel, den wir als Initiative veröffentlicht haben, beschreibt Johannes das noch etwas eingehender).

Diese Sichtweise führt dazu, dass viele Umweltorganisationen neuen Technologien und technologischen Lösungsansätzen mit grundsätzlicher Skepsis begegnen – selbst dann, wenn in der Wissenschaft weitgehende Einigkeit über deren Potenzial herrscht. Statt auf Fortschritt zu setzen, wird häufig ein „Zurück zur Natur“ angestrebt. Dabei geht es meist um einen idealisierten oder sogar fiktiven Zustand in der Vergangenheit, der als erstrebenswert dargestellt wird. Technologischer Wandel wird hingegen häufig als Bedrohung gesehen oder zumindest als ein Syndrom eines prinzipiell falschen Ansatzes, nur Symptome und nicht die Ursachen zu behandeln.

Genau diesem Denken wollten wir – gemeinsam mit anderen – etwas entgegensetzen. Wir sind überzeugt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Innovationen gezielt für einen wirksamen Umweltschutz genutzt werden sollten. Dieses Verständnis nennen wir öko-progressiv. Die ausführliche Definition findet ihr auf unserer Website.

Ein konkretes Beispiel: Nachhaltige Ernährung

Im Interview, das die Journalistin Susanne van Veenendaal für das Onlinemagazin Vegconomist mit uns geführt hat, wird Öko-Progressivismus am Beispiel der Ernährung näher erklärt. Hier tun sich seit einigen Jahren vielversprechende, technologische Innovationen hervor, wie Fleisch aus Zellkultur oder auch biotechnologische Weiterentwicklungen der Fermentation. Spannenderweise erfahren diese Ansätze, die eine starke Reduktion der Tierhaltung ermöglichen würden, gleich von zwei Seiten Widerspruch und Skepsis: einerseits von großen Teilen der Landwirtschaft und politisch konservativen Strömungen. Aus allgemeiner Skepsis an Neuem oder dem Wunsch heraus, das alles so bleibt wie es ist. Oder auch aus ganz profanem (und absolut nachvollziehbarem) wirtschaftlichem Interesse am Erhalt des Status Quo. Andererseits sprechen sich aber die Biolandwirtschaft und viele aus der eher traditionellen Umweltszene gegen „Laborfleisch“ und Co. aus, also politisch eher grün-linke Strömungen. Letzendlich hat das auf beiden Seiten viel mit Bauchgefühl und sozialer Identifikation zu tun und wenig mit Rationalität und Wissenschaftlichkeit. Genau das braucht es aus unserer Sicht aber, um wirklich effektiven Umwelt- und Klimaschutz voranbringen zu können! Öko-progressiv ist es, sich selbst und seine soziale Einbettung reflektierend der Wissenschaft zuzuwenden und womöglich festgefahrene Ansichten zu hinterfragen. Und dann vielleicht zu dem Ergebnis zu kommen, dass Fleisch aus Zellkultur oder auch Neue Genomische Techniken in der Pflanzenzüchtung wichtige Werkzeuge sind, um eine Wende hin zu einem nachhaltigeren Ernährungssystem voranzubringen.

Falls euch das Thema „Progressive Ernährungswende“ näher interessiert, hier findet ihr alle Blogartikel dazu auf Progressive Agrarwende.

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