Spiele müssen Spaß machen
Lassen sich schwierige Themen wie die Klimakrise in Spielen abbilden? Und machen die dann noch Spaß? Darüber durfte ich vor kurzem mit dem österreichischen Radiosender fm4 sprechen (hier findet ihr den ganzen Beitrag bei fm4).
Meine These: Spiele müssen vor allem Spaß machen. Das ist die Hauptfunktion eines Spiels. Auch wenn ich mich damit bei manchen unbeliebt mache: ich halte nicht allzuviel von sogenannten Serious Games, die vor allem ein Thema vermitteln wollen und das möglichst umfassend und korrekt. Und dann erst im zweiten Schritt überlegen, welcher Spielmechanismus sich eignet und einigermaßen funktioniert. Heraus kommt bei solchen Übungen in den allermeisten Fällen ein eher unspaßiges Erlebnis, bei dem viele Texte auf Karten vorgelesen werden und sich durch entweder holprige oder sehr rudimentäre Spielmechanismen („Leiterchenspiel“, „ziehe eine Karte und lies vor“ u.ä.) gekämpft werden muss. Häufig wäre dann vielleicht doch ein kurzer Text oder eine Diskussionsrunde das geeignetere Format gewesen, um die gewünschte Auseinandersetzung mit dem Thema zu erreichen. Erst wenn ein Spiel Spaß macht, kann es auch erfolgreich ein Thema vermitteln. Das Spieledesign muss also an erster Stelle stehen.
Schwierige Themen als neuer Trend in Brettspielen?
Ein neuer Trend in der Brettspielwelt ist die Klimakrise bzw. die Energiewende als Thema. Im Beitrag auf fm4 berichte ich über einige und warum sie gut funktionieren oder auch nicht. Testen konnte ich das mit vier Spielen, die wir bei der zweiten Ausgabe unseres Brettspielabends im Sauriersaal des Museums für Naturkunde mit etwa 40 Teilnehmenden gespielt haben. Eins stach hervor: e-Mission, ein kooperatives Spiel zur globalen Energiewende. Das Spiel hat zwar Kennerspiel-Niveau und man braucht etwas um rein zu kommen, schafft es aber dann unglaublich gut, die Mechanismen, Zwänge und Chancen zu vermitteln, die die Mammutaufgabe einer CO2-freien Energieproduktion mit sich bringt.
Falls euch das Format interessiert, über den ersten Abend wurde ein schönes kleines Video produziert:
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Was mir fehlt: Ein Spiel zur Ernährung der Zukunft
Ich beschäftige mich nun ja schon lange mit der Ernährung der Zukunft und kaum ein Thema bringt so viel spannende Vielfalt und interessante Mechanismen mit sich, die sich perfekt für ein Brettspiel eignen würden – und doch gibt es bisher keines, dass sich dem Thema annimmt. Insektenfarmen, Algenproduktion an Häuserwänden, Bioreaktoren mit essbaren Mikroorganismen, unterirdische Pilzfarmen, Felder mit Robotern und Drohnen… irgendwie muss man doch Spieleautor:innen dafür begeistern können! Falls ihr welche kennt: sagt gern Bescheid 😀
Oder ich probiere es mal selbst? Zusammen mit meinem Bruder habe ich vor Jahren schon zahlreiche Brettspiel-Prototypen begonnen, bisher aber nie einen beendet. Vielleicht wird es Zeit? Am Ende des Beitrags von fm4 heißt es jedenfalls:
„Spieleagentin Anita Landgraf sieht in Martin Reichs Idee Potenzial und meint, dass man damit viele Leute erreichen könnte. „Wenn ich ein Spiel spiele, erlebe ich das Thema und lese nicht ein Buch darüber. Damit bekommt man ein viel besseres Verständnis dafür, was die Problematiken und was die Einschränkungen in meinem Handeln sind“, so Landgraf über die Stärke des Mediums Spiel. Martin Reich könne sich gerne bei ihnen mit seiner Spielidee melden, denn er denke in die richtige Richtung. Wer weiß, vielleicht können wir bald Martin Reichs Spiel spielen und dabei mehr über nachhaltige Ernährung lernen, als bei der einstündigen Fernsehdoku.“
Ja, wer weiß … 🙂
